Korbin wollte Blake noch seine Frage beantworten, aber er wandte sich so abrupt um, dass Korbin seine Worte mehr oder weniger zu der Luft sagte, wo Blake gerade noch gestanden hatte: "Wir haben einen Tarnzauber ..." Er brach ab, als er merkte dass Blake ihn längst nicht mehr hörte.
"Dann eben nicht", murmelte er etwas beleidigt vor sich hin. Was ist nur mit Dir los, was ist passiert, dass du so aufgebracht bist?
Kopfschüttelnd verließ Korbin den Ratssaal. Er war so mit den Gedanken an Nash beschäftigt, das er total vergessen hatte Jakierie mitzunehmen. Das fiel ihm erst auf, als er bereits vor der Tür des Goldschmieds stand.
Sie wird wohl auch allein ins Lamm finden, sagte er sich selbst und betrat die kleine Werkstatt. Sofort eilte der Goldschmied herbei und fragte Korbin um sein Begehr.
"Ich hab hier einen Geldbrief vom Rat und möchte dafür soviel Gold, wie ich nur irgendwie bekommen kann." Er reichte dem Schmied den Geldbrief.
"Fünf Goldstücke und sechs Silbertaler, mehr kann ich Dir dafür nicht anbieten."
"Sechs Goldstücke", begann Korbin zu verhandeln.
"Fünf und 12 Silbertaler", kam ihm der Goldschmied entgegen.
"Mach zwanzig Silber daraus und wir sind uns einig", schlug Korbin vor.
"5 Gold und 18 Silber, mein letztes Angebot."
Korbin grübelte, dann reichte er dem Mann seine Hand.
Wenig später verließ er mit den Münzen im Beutel den Goldschmied und machte sich auf den Weg zur Postkutschenstation.
Einsam stand eine große viertürige Kutsche auf dem von einer weißen Mauer eingefassten Platz. Kein Mensch war zu sehen und die Sonne brannte bereits heiß auf den Platz. Der Geruch nach Pferdemist, der von unzähligen Resten auf dem Platz aufstieg schlug ihm entgegen, als er durch den Torbogen eintrat.
Korbin versuchte sich trotz der extremen Geruchsbelästigung zu orientieren. Hinten rechst waren die Stallungen, links die Wartehalle für Passagiere, die hier auch nächtigen konnten, wenn sei sich kein Gasthof leisten konnten und der Raum, in dem man sein Geld für die Fahrt bezahlen musste. Korbin wandte sich nach Links. Lange war er schon nicht mehr hier gewesen, aber es sah noch immer so aus wie damals. Der Raum war um diese Zeit verlassen. Die letzten Passagiere, die heute hier abgefahren waren, waren längst weg und die ersten, die am Nachmittag hier eintreffen würden noch nicht da. Er schaute sich um, und als er niemanden entdeckte ging er weiter zu den Stallungen. Dort entdeckte er einen Knecht der auf einem Heuhaufen in einer leeren Box lag und Döste. "Ist Halma da?" fragetr er.
Der Knecht blinzelte und deutet dann nach weiter hinten in den Stall, bevor er seien Augen wieder schloss. Korbin ging weiter, dann hörte er Geräusche, wenig später verstand er Worte.
"Komm meine Gute, noch einmal kräftig, dann haben wir es geschafft."
Korbin lief dahin wo er die Geräusche gehört hatte und konnte gerade noch mit ansehen , wir das Fohlen auf die Welt kam. Ein Knecht und eine alte Frau griffen sofort zu und rieben das Fohlen mit Stroh ab. Die Stute erhob sich, drehte sich um und begann das Fohlen zu lecken und animierte es aufzustehen. Wacklig und mit Hilfe der alten Frau kam es auf die Beine, stakste einige unsichere Schritte und wurde dann von seiner Mutter zu den Zitzen unter den Hinterbeinen geschoben.
"Sehr schön mein kleines", sagte die Frau liebevoll, dann drehte sie sich um und enteckte ihren Besucher.
"Korbin, du alter Schwerenöter, was reibt dich denn hier her. Ich nehme nicht an, dass du vorhast unsere kleine Liebelei von vor 40 Jahren wieder aufleben zu lassen. Dazu bin ich einfach schon zu alt."
Korbin war schockiert als er in der alten Frau Halma wiedererkannte. Er setzte an etwas zu erwidern, aber sie redete schon weiter: "Gut schaust du aus, kein bisschen gealtert, höchstens noch jünger geworden. Wie machst du das?"
"Keine Ahnung", hakte Korbin ein, ehe sie ihn mit einem Redeschwall überschütten konnte. "Ganz ehrlich, nach dir hatte ich noch keinen neue Frau und ich hab auch nicht vor mit Dir wieder anzubändeln, aber ich könnte eine kleine Dienstleistung von Dir gebrauchen."
"Sexueller Natur oder was brauchst du?"
"Jetzt hör mal auf. Wir waren zwar fast acht Jahre zusammen, aber das ist Schnee vom vorletzten Winter. Und ich hoffe du trägst es mir nicht nach, dass ich damals die Trennung bevorzugt habe."
Sie grinste. "Im Prinzip hab ich dich sitzen gelassen. Ich hab erst Wochen später bemerkt, dass du am gleichen Tag gegangen bist wie ich", sie grinste. "Also was kann ich für Dich tun?" Halma wurde geschäftsmäßig.
"Ich brauche einen Transport mit der großen Kutsche zu einem See, etwa eine halbe Tagesreise von hier. Wir sollten kurz nach Mittag aufbrechen, dass wir spätestens am Abend dort sind."
"Wie viele Personen?"
"Elf", wenn ich mich nicht irre, aber es kann sein, dass der eine oder andere doch bevorzugt mit dem Pferd mitzureiten."
"Dann muss ich das wohl selber machen", sagte sie. Lidas ist krank und Hamron kommt erst am frühen Abend zurück. Weil du es bist für eine Silbertaler sind wir im Geschäft."
"Zehn Kupfer", stieg Korbin ins Feilschen ein.
"Ne", lehnte Halma entschieden ab. "Ein halber Silbertaler ist zu wenig. Ich bin immerhin einen ganzen Tag unterwegs."
"Na gut, 12 Kupfer", kam Korbin ihr entgegen.
"14. Du zahlst vorher und ihr kümmert euch um Abendessen und Frühstück auch für mich."
Korbin reichte ihr wortlos die Hand.
"Wann und wo?"
"Weißes Lamm, kurz nach dem Mittagsmahl", sagte Korbin knapp.
"Dann komm mit vor, dass ich Dir das Geld abnehmen kann.", sagte Halma. Dann fügte sie grinsend hinzu: "Wenn ich dich so ansehe, bekomme ich glatt auf meinen alten Tagen noch mal Lust dich zu verführen."
"Sei mir nicht bös", wand sich Korbin und versuchte seinen Ablehnung nicht allzu hart klingen zu lassen. "Aber", er stockte und griff zu einer Notlüge, "Ich hab jemanden geschworen nur mit ihr ins Bett zugehen, und daran bin ich noch bis zum ende dieses Jahres gebunden."
Sie lachte herzhaft.
"Du warst noch nie einen guter Lügner, wenn es um dich selbst geht. Gib es wenigstens zu, ich bin dir viel zu alt."
"Ja", sagte Korbin nach einigem Nachdenken geknickt.
"Na also, geht doch", stichelte sie, dann wechselte Sie das Thema: "Erinnerst Du dich noch an Jerich? ..."
Über alte Zeiten Plaudernd verging einige Zeit in der Korbin bezahlte. Mit den Worten: "Wir sehen uns später und können ja auf der Fahrt noch etwas plaudern", löste er sich endlich von ihr und lief quer durch die Stadt zum Lamm.
Er hoffte inständig, das Azurita nicht nur einen weiteren Geldbrief organisiert hatte, sondern ihn, wenn möglich, schon teilweise zu Reiseproviant umgewandelt hatte.